NYC II

New York City i like New York City

New York City i like New York City oh yeah, you know i do.

New York City i like New York City

New York City i like New York City oh yeah, you know it´s truth.

Auf dem groben, unebenen, beigen Lack der Brooklyn-Bridge steht mit Edding geschrieben: „Fuck Gentrification“. Im Hintergrund ragt der Financial District mit Stahl, Beton und vor allem Glas in die Höhe des New Yorker Himmels. Realsatire? Vielleicht. Wenig satirisch und vollkommen ernst kommt aber vor allem einer daher: Der Sturm. Es zieht wie Hechtsuppe [übrigens wohl einer dieser wunderbaren deutsch-jiddischen Übersetzungs- bzw. Hörfehler: hech supha = Sturmwind].

Es ist Mitte März und es sind vor allem schlechte Zeiten für die New Yorker, die keiner geregelten Arbeit nachgehen (können) und überall und nirgendwo wohnen. Obdachlose. 2016 lag die geschätzte Zahl der Menschen OFW [deutsches Behörden-Sprech für „ohne festen Wohnsitz“] in New York bei ca. 60.000 Personen. Zum Vergleich: Etwa zwischen der Bewohnerzahl von Weimar und Unna.

New York ist – auch wenn es hinsichtlich der Höhe der Wolkenkratzer von den arabischen und asiatischen Megastädten abgelöst wurde – wohl immer noch die Stadt, die einem am schnellsten in den Kopf kommt, wenn es um tiefe Straßenschluchten und herausragenden Kapitalismus geht. Von der Wallstreet bis zum Timessquare dominiert fast immer ein geschäftiges Treiben, Geschäftstreiben eben. Und die, deren Geschäft aus einem Pappbecher und einem Schild „Will work for food“ oder ähnlichem besteht? Wo bleiben die? Auf der Straße, in der Metro, über dem Abluftschacht, zwischen den Häusern. Da, wo es im März so wenig wie möglich stürmt oder es am wärmsten ist.

Gibt es hier einen Gegensatz zu den Business Improvement Districts der deutschen Großstädte [nhd. Behörden- und Raumplaner-Sprech für „Innovationsbereiche“ oder „Geschäftsquartiere“, also privat bewirtschaftete Bereiche, in denen Sicherheitsdienste alles und jeden verscheuchen, der nicht ins Geschäftskonzept passt]? Wenn auch nicht gerne gesehen, gibt es doch auch auf der Fifth Avenue oder dem Broadway immer wieder auch Menschen, die der global-lokale Kapitalismus auf die Straße gespuckt hat. Menschen, die dort versuchen, ein paar Cent oder Dollar zu bekommen – oder einfach nur warm zu bleiben. Auf den Große oder Hohe Bleichen in der Hamburger Innenstadt sieht man niemanden OFW. Niemand der ca. 2500 Menschen OFW der Freien und Hansestadt.

Die New Yorker Metro und Polizei wirbt mit einer Mischung aus caritativer und sicherheitstechnischer Beschilderung: If you see something, say something. In den Wagen dominieren Schilder mit der Aufforderung, im Winter die Sprechanlagen zu nutzen, um auf Menschen in gesundheitlicher oder sozialer Schräglage hinzuweisen. Distribution der Hilfe an die Experten?
 

Ein Gedanke zu „NYC II

  1. Hallo,

    ich bin’s, Uwe Heckmann, der Zugreisende vom Samstag.

    Ich habe schon ein wenig im Blog gestöbert und finde die Form der Reiseberichte recht anregend: subjektiv und fragmentarisch zwar, aber in dem, was die Short cuts an Inhalten liefern, auch aussagekräftig, bisweilen sogar repräsentativ.

    Bei den Fotos sprechen mich vor allem die mit den kalkulierten Unschärfen und den gewagten Perspektiven an.

    Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende in Berlin.
    Vielleicht läuft man sich ja mal wieder über den Weg, in der digitalen oder analogen Welt.

    Alles Gute für Sie, Ihre Frau und den agilen Racker, Uwe Heckmann

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