ClickClickDecker, Shitney Beers & Captain Planet @ Hafenklang

Für alle, die sich auch nicht mehr ertragen

Kevin, Arne, Sebastian, Benjamin, Sebastian, Marco und Maxi kann man ja vieles unterstellen: Zu laut, zu leise, zu verzerrt, zu clean, zu spontan, alles viel zu sehr gewollt, zu viele Tattoos, zu wenig Tattoos, zu traurig, zu fröhlich, zu grimmig, firm in der deutschen Grammatik, Probleme mit dem Dativ und dem Genetiv. Und und und. Vorwürfe noch und nöcher.

Was man ihnen allen aber nicht unterstellen kann: Dass man nach einem Abend mit ihnen dumm aus der Wäsche gucken würde.

Ohne euch wäre Hamburg nur eine Stadt am Wasser.

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G20 | Donnerstag | Welcome to Hell

Life in the streets is a mystery

Don´t know my friends from my enemy

Up to lot, could be trouble

But I’ll hold tight and I will never give up the fight

Wem gehört die Straße? Den Autofahrern, den Longboardfahrern oder den Wasserwerferfahrern?

Donnerstagabend in Hamburg, einen Abend vor G20-Beginn: Irgendwie wurde die „Demonstration Welcome to Hell“ fast zu leicht von den Behörden genehmigt. Nach kürzester Zeit wird sie abgebrochen. Grund: Die Weigerung von Teilen des Schwarzen Blocks, die Vermummung abzunehmen. Für Veranstalter und Organisatoren scheint es so, als ob sie im Grunde genommen niemals stattfinden sollte. Was dann folgt, muss wohl unter Eskalation mit Ansage verbucht werden. Tränengas, Wasserwerfer und eine Nacht voller Bambule.

Ein ostdeutscher Philosoph erklärte in den 90er-Jahren: „Gewalt erzeugt Gegengewalt“. Auf die Nachfrage „Hat man dir das nicht erzählt?“ muss nach gestern Abend wohl auch hier in Hamburg an verschiedenen Stellen gefragt werden, wer bei der Frage im Unterricht alles unentschuldigt gefehlt hat.

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G20 | Donnerstag

Phänomen – das Sich-an-ihm-selbst-zeigen – bedeutet eine ausgezeichnete Begegnisart von etwas. Erscheinung dagegen meint einen seienden Verweisungsbezug im Seienden selbst, [].

In seinem Werk Sein und Zeit schreibt Martin Heidegger 1926 über vieles und doch irgendwie immer auch das Selbe. Sein. Was ist? Was ist nicht? Gar nicht so leicht zu beantworten, wenn man genauer drüber nachdenkt. Wortgewaltig und immer schwer an der Kante zum rhetorischen Wahnsinn geht er dabei dem nach, was Zeit und Sein eigentlich bedeutet.

In diesen Tagen stellt sich vielen Menschen in Hamburg die Frage: Was ist hier eigentlich los? Dabei geht es wohl irgendwie darum, was einem hier begegnet. Es ist schwer, eine andere Antwort zu finden als Folgende: Macht.

Die Farbe der Macht ist Schwarz – in manchen Erscheinungen auch blau-weiß. Der Klang der Macht ist meist mechanisch, tief dumpf, rollend oder einfach still, schweigend. Zwischen Straßensperren, Scharfschützen, Wasserwerfern oder dem Rotor-Klang der Helikopter zeigt das polizeiliche Hamburg mit all seinem (un)ausgepackten „Equipment“ [vgl. dazu: Dudde, Hartmut: Ausführungen zur Ausrüstung 2017], wie es der Welt begegnen möchte.

Die Farbe des Kapitalismus, der sich hinter der Macht versteckt, ist in diesen Tagen nicht immer genau zu erkennen. Mit Sperrholzplatten unter Sommer-Schluss-Verkauf-Schilder verhüllen sich die großen Ketten aus Angst, hier nun doch einmal selber Opfer ihres Strebens zu werden.

Es wirkt irgendwie schon skurril: Die einzigen Edelkarossen in der Stadt sind in diesen Tagen nicht die Lambos, SLKs und Cayennes der Arschproleten auf dem Steindamm, sondern die der Politiker.

Es ist, was ist. Bald wird es gewesen sein.

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G20 | Mittwoch

Let´s Dance!

Was genau lernen junge Menschen aus G20? Dass ich hoffentlich auch weiterhin für 20 Euro acht Kleidungsstücke bei Primark kaufen kann? Dass bei politischem Engagement einem mit Sturmgewehr entgegengetreten wird bzw. erst einmal die Personalien aufgenommen werden? Dass zwar 130 Millionen Euro für die Finanzierung des Gipfels locker sitzen, aber die Mittel für Schulen und Bildung eigentlich immer noch zu hoch sind?

Es ist momentan nicht schön, in Hamburg zu leben. Zeit, etwas Schönes zu machen.

Lasst uns tanzen!

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Keinen Meter für die AFD | Hamburg

Wie der Witz mancher Menschen nicht mit der Gelegenheit gleichen Schritt hält, so daß die Gelegenheit schon durch die Türe hindurch ist, während der Witz noch auf der Treppe steht.

Aus der Kategorie Treppenwitze: Die besorgten Bürger stehen auf dem Hachmannplatz vor dem Ohnsorg-Theater. Das hätte doch jemand von den Organisatoren vorher bemerken müssen! Hat aber niemand.

Es ist ein Jahr vergangen, seitdem diese recht kläglich und blass aussehende Vereinigung versuchte, durch die Stadt zu marschieren. Es wird wohl wieder ein Jahr vergehen. Mit dem selben Ergebnis: Freies Geleit zum HVV. Danke Hamburg.

UND: Das macht übrigens auch kein Biergarten-Twitter-Account besser, den man mit seinen Selfie-Stick-Bildern vor AFD-Flagge füttert. Nein. Das macht es nicht besser. Vor allem aber auch nicht schöner.

Skurril. Die Lügenpresse wird vor Ort von den Ordnern der AFD bedrängt. Warum dann aber selber Bilder von den Gegendemonstranten machen? Für Mutti daheim? Das alte Spiel: Der Staat schützt das Recht auf Meinungsäußerung. Das ist so und muss so bleiben – auch wenn’s weh tut. Die Freiheit des anderen endet bekanntlich bei Demonstrationen meist an den Absperrgittern. Warum aber kein Schutz für die Lügenpresse?

Keinen Meter für die AFD. Oder um es mit den Worten einer alten Dame zu summieren: „Schweinebacken sind das!“

11-2016-keinen-meter-fuer-die-afd-097

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Captain Planet | Molotow

Weiter – bis die Stimme aufgibt
Bis alles zerfällt
Bis der Vorhang wieder aufgeht, uns nichts mehr hier hält
Zu schwach – zu wenig
Alles viel zu sehr gewollt
Das hier ist ein Ende

Es war keine scheiß Idee. Von Anfang an musste ein Abend im Molotow ohne Polyester-Trikots gut werden. Dabei kann man von den feinen Herren von Captain Planet wirklich nicht sagen, sie gäben sich keine Mühe. Die Nacht auf St.Pauli ist offenbar wohl eine Naht, die alle zusammen hält. Der freundliche Spritti am Gleis: „Nur der HSV?“ Der andere: „Nur der HSV!“

Der Boden am Ende der Reeperbahn flüstert dabei eher wenig – eigentlich gar nicht. Vielleicht auch deshalb, weil sich jeder soviel Zeit nimmt, wie er braucht. Für Mexikaner, Kogge & Korn. Der Mond scheint dabei als Strohboskop durch die Bäume am Beatles-Platz. Nebenan: gelb und blau leuchtende Nachbarhäuser. Und Schweinske. Die letzten Spuren vom alten Leben dabei überall. Ein „Viva allein!“ verhallt bei knapp 200 Gestalten mehr oder minder spurlos im Schweiß – oder beim ersten hanseatischen Konzert nach der geheimdienstlichen Plattenveröffentlichung eben halt nicht.

Gefühlt das erste CP-Konzert nach 25 Jahren – und das zu Beginn des meteorologischen Herbstes! Dabei gilt: Nicht nur in Bussen ist immer Sommer. Unter dem Schallplattenhimmel am Ende und Anfang der Straße scheint auch immer eine zersplitterte Kugel auf uns alle herab. Definitiv: Während einer knappen Stunde Beschallung durch Arne, Benni, Sebastian, Marco und Basti kann man sich nicht als grauer Hund fühlen, der aus Katzen zusammen genäht ist.

Danke dafür!

9-2016 Captain Planet @ Molotow-230

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