Indien (Karnataka)

Ihr kamt dann also da an…

Viele Alle Erziehungsberechtigte beginnen ihre Befragungen hinsichtlich vergangener Urlaubserlebnisse mit ein und dem selben Satz (s.o.). Diese – auf den ersten Blick banale – Aneinanderreihung von Wörtern wird jedoch von den Daheimgebliebenen für ganz unterschiedliche Zwecke genutzt: Als Sprungbrett zum Miteifern mit den Reisenden, als Medium zur Stillung des eigenen Wissensdursts oder einfach als Aufforderung, doch nun endlich das Erlebte in Kürze darzustellen.

Und dabei wären wir auch schon beim Problem:  Reiseerlebnisse in eine Form zu bringen, die vom Gegenüber (ansatzweise) nachvollzogen werden kann, ist eine Utopie! Hier geht es nicht um eine Frischzellenkur für den Konstruktuvismus oder die Chiffrierung der eigenen Erzählunlust, sondern darum, dass dem zum Erzählen Aufgeforderten selbst die Worte „fehlen“, weil das Verständnis des Erlebten „fehlt“ oder als so unzureichend erachtet wird, dass ein Erzählen dem Berichterstatter stets unpassend vorkommt.

„Huhu! Der Blogger drückt sich vorm Bloggen!“, „Schuster bleib bei deinen Leisten!“… Unkenrufe aller Länder vereinigt euch, jedoch müssen manche Dinge einfach „erlebt“ werden.

Signifikant: Das erste Mal Waschmaschinetragen beim Umzug. Es geht durch ein enges Treppenhaus. Anfänglich alles in Ordnung. Dann verliert man jedoch die Kontrolle. Panik und (unvorteilhaft riechender) Schweiß brechen aus. Das geht nicht gut. Von irgendwo kommt dann (hoffentlich) die helfende Hand, die einem vor dem sicheren Wirbelsäulenbruch rettet. Dem Tod noch so gerade von der Schippe gesprungen…

Signifikat: Das erste Mal Bus/Rikscha/Taxifahren in Indien. Es geht über eine Straße. Da kann kein Durchkommen sein. 1000 Menschen. 1000 Rikschas. 1000 Busse und das auf der Fläche einer Bundeskegelbahn… Oder anders gesprochen: Eine 100er Wurst in einer 80er Pelle! Der Bus setzt zum Überholen (eines Tanklasters) an. Hupen. Das ist das Ende. Mehr Hupen. Das ist wirklich das Ende. Mehr Hupen+Lichthupen. Augen zu. Anhaltendes Hupen+Lichthupe. Der Bus zieht kurz vor dem sicheren Ende rein. Dem Tod noch so gerade von der Schippe gesprungen…

Mehr Unverständliches: Für den aufgeklärten, ikonophoben, römisch-katholischen Theologen stehen das Pilgern zu Tempelanlagen oder die Installation eines Altars im Fahrerraum eines Omnibusses unter Generalverdacht der (seines Erachtens unzulässigen) Verbildlichung des Göttlichen. Da aber auch ikonoklastische Tendenzen dem Autor irgendwie auch fern liegen muss er versuchen, das Ganze zu verpacken. Was steckt dahinter? Wozu der ganze Kitsch? Wozu das Pilgern? Wozu die ganzen Räucherstäbchenwirbelstürme? Eine Antwort! Bitte! Die Antwort? Bestimmt nicht, aber ein Versuch: „Namaste“ – die Begrüßungsformel in Indien, die so viel bedeutet, wie „Ich grüße das Göttliche in dir“.

Das Göttliche des Menschen wird aber nicht nur in der Rettung durch den gottgleichen Busfahrer deutlich, sondern auch darin, dass einem immer wieder Projekte begegnen, die sich mit dem Status Quo nicht zufrieden geben. Zwei Beispiele: Frühstück mit Mike, Thea und Stefan. Stefan hat sich mit seinem Kumpel und einem Kickertisch auf die die Reise um die Welt gemacht und damit das Spendenprojekt globekicker initiiert. Von Köln bis Kabul, von Manheim bis Mumbai wird das Runde in das Eckige gebracht. Ein paar Meter weiter in Hampi liegt der Hampi Children Trust. Durch das – alleine durch Spenden finanzierte – Projekt bekommen die Kinder des stark touristisch geprägten Hampis ein Sprungbrett, sich mit Essen, Spielen und Lernen aus dem Abwärtsstrudel zu bringen.

Ich kam dann also da an…

Hampi

Hampi Children Trust

Bear Sanctury

Turtle Bay

Hubli bei Nacht

Udupi

Ein Gedanke zu „Indien (Karnataka)

  1. Hey, bin in Jaipur ’ne Honda Hero gefahren. Bremsen gingen so, aber die Hupe war klasse! Scheint sich in den letzten 20 Jahren doch weniger getan zu habe, als ich gedacht hatte. Nur: wo sind die Kühe?

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