G20 | Donnerstag | Welcome to Hell

Life in the streets is a mystery

Don´t know my friends from my enemy

Up to lot, could be trouble

But I’ll hold tight and I will never give up the fight

Wem gehört die Straße? Den Autofahrern, den Longboardfahrern oder den Wasserwerferfahrern?

Donnerstagabend in Hamburg, einen Abend vor G20-Beginn: Irgendwie wurde die „Demonstration Welcome to Hell“ fast zu leicht von den Behörden genehmigt. Nach kürzester Zeit wird sie abgebrochen. Grund: Die Weigerung von Teilen des Schwarzen Blocks, die Vermummung abzunehmen. Für Veranstalter und Organisatoren scheint es so, als ob sie im Grunde genommen niemals stattfinden sollte. Was dann folgt, muss wohl unter Eskalation mit Ansage verbucht werden. Tränengas, Wasserwerfer und eine Nacht voller Bambule.

Ein ostdeutscher Philosoph erklärte in den 90er-Jahren: „Gewalt erzeugt Gegengewalt“. Auf die Nachfrage „Hat man dir das nicht erzählt?“ muss nach gestern Abend wohl auch hier in Hamburg an verschiedenen Stellen gefragt werden, wer bei der Frage im Unterricht alles unentschuldigt gefehlt hat.

Weiterlesen

G20 | Donnerstag

Phänomen – das Sich-an-ihm-selbst-zeigen – bedeutet eine ausgezeichnete Begegnisart von etwas. Erscheinung dagegen meint einen seienden Verweisungsbezug im Seienden selbst, [].

In seinem Werk Sein und Zeit schreibt Martin Heidegger 1926 über vieles und doch irgendwie immer auch das Selbe. Sein. Was ist? Was ist nicht? Gar nicht so leicht zu beantworten, wenn man genauer drüber nachdenkt. Wortgewaltig und immer schwer an der Kante zum rhetorischen Wahnsinn geht er dabei dem nach, was Zeit und Sein eigentlich bedeutet.

In diesen Tagen stellt sich vielen Menschen in Hamburg die Frage: Was ist hier eigentlich los? Dabei geht es wohl irgendwie darum, was einem hier begegnet. Es ist schwer, eine andere Antwort zu finden als Folgende: Macht.

Die Farbe der Macht ist Schwarz – in manchen Erscheinungen auch blau-weiß. Der Klang der Macht ist meist mechanisch, tief dumpf, rollend oder einfach still, schweigend. Zwischen Straßensperren, Scharfschützen, Wasserwerfern oder dem Rotor-Klang der Helikopter zeigt das polizeiliche Hamburg mit all seinem (un)ausgepackten „Equipment“ [vgl. dazu: Dudde, Hartmut: Ausführungen zur Ausrüstung 2017], wie es der Welt begegnen möchte.

Die Farbe des Kapitalismus, der sich hinter der Macht versteckt, ist in diesen Tagen nicht immer genau zu erkennen. Mit Sperrholzplatten unter Sommer-Schluss-Verkauf-Schilder verhüllen sich die großen Ketten aus Angst, hier nun doch einmal selber Opfer ihres Strebens zu werden.

Es wirkt irgendwie schon skurril: Die einzigen Edelkarossen in der Stadt sind in diesen Tagen nicht die Lambos, SLKs und Cayennes der Arschproleten auf dem Steindamm, sondern die der Politiker.

Es ist, was ist. Bald wird es gewesen sein.

Weiterlesen

G20 | Mittwoch

Let´s Dance!

Was genau lernen junge Menschen aus G20? Dass ich hoffentlich auch weiterhin für 20 Euro acht Kleidungsstücke bei Primark kaufen kann? Dass bei politischem Engagement einem mit Sturmgewehr entgegengetreten wird bzw. erst einmal die Personalien aufgenommen werden? Dass zwar 130 Millionen Euro für die Finanzierung des Gipfels locker sitzen, aber die Mittel für Schulen und Bildung eigentlich immer noch zu hoch sind?

Es ist momentan nicht schön, in Hamburg zu leben. Zeit, etwas Schönes zu machen.

Lasst uns tanzen!

Weiterlesen

Keinen Meter für die AFD | Hamburg

Wie der Witz mancher Menschen nicht mit der Gelegenheit gleichen Schritt hält, so daß die Gelegenheit schon durch die Türe hindurch ist, während der Witz noch auf der Treppe steht.

Aus der Kategorie Treppenwitze: Die besorgten Bürger stehen auf dem Hachmannplatz vor dem Ohnsorg-Theater. Das hätte doch jemand von den Organisatoren vorher bemerken müssen! Hat aber niemand.

Es ist ein Jahr vergangen, seitdem diese recht kläglich und blass aussehende Vereinigung versuchte, durch die Stadt zu marschieren. Es wird wohl wieder ein Jahr vergehen. Mit dem selben Ergebnis: Freies Geleit zum HVV. Danke Hamburg.

UND: Das macht übrigens auch kein Biergarten-Twitter-Account besser, den man mit seinen Selfie-Stick-Bildern vor AFD-Flagge füttert. Nein. Das macht es nicht besser. Vor allem aber auch nicht schöner.

Skurril. Die Lügenpresse wird vor Ort von den Ordnern der AFD bedrängt. Warum dann aber selber Bilder von den Gegendemonstranten machen? Für Mutti daheim? Das alte Spiel: Der Staat schützt das Recht auf Meinungsäußerung. Das ist so und muss so bleiben – auch wenn’s weh tut. Die Freiheit des anderen endet bekanntlich bei Demonstrationen meist an den Absperrgittern. Warum aber kein Schutz für die Lügenpresse?

Keinen Meter für die AFD. Oder um es mit den Worten einer alten Dame zu summieren: „Schweinebacken sind das!“

11-2016-keinen-meter-fuer-die-afd-097

Weiterlesen

Wahlkampf NRW

Nee, jetzt hör mal mit deinen versauten Witzen auf! Das ist ne anständige Veranstaltung hier!

Unterhält man sich mit Gleichaltrigen über ihre politische Aktivität in jungen Jahren, so erfährt man von vielen, dass sie als Kind häufig semi-freiwillig oder gegen einen Obolus – in Form von Heiermann aufwärts – durch die Wohngebiete gestreift sind und Propaganda-Material der Parteien ihrer Väter verteilt haben.

Und der Wahlkampf heute? Drei Beispiele:

  1. In großer Sorge über das eigene Seelenheil schaut man lieber beschämt weg, wenn man sich die lokalen Wahlkampfplakate und Veranstaltungen anschaut: Kandidaten, die ihrer adipositas permagna frönen und damit weniger konsequent frei, sondern primär konsequent fett sind.
  2. Andernorts sieht es aus, als ob der abgelichtete Akquisitions-Adoleszente dem Politikmachenden gleich die Unionsbrille von der Nase klauen würde, um wirklich Politik aus den Augen der Kinder zu machen. Es scheint, als ob es eine geheime Verständigung zwischen den Parteien gäbe, diesen Wahlkampf mal „anders“ zu werben…
  3. Düsseldorfer Speckgürtel: Gerresheim. Direkt hinterm Altar der Basilika wird bei Alt und Currywurst Politik gemacht. Während der Kinder-Hüpfburg die Luft rausgelassen wird, bläht sich ein paar Meter der große Schuldenberg-Reduzierungs-Berg auf. Schuldenbremse JETZT! Von 10:00-16:00 Uhr gibt es alles, was das Herz des Politik-Unverdrossenen will: Zuckerrohrschnaps, Reibekuchen oder Spiegelei mit Bratkartoffeln… Es scheint, als ob in diesem Wahlkampf wirklich alles erlaubt ist, als die 3-Mann-1-LKW-Ladefläche-Show-und-Tanzband wanna-be-versaute Sprüche durchs Mikro feilbietet, um diese im gleichem Atemzug zurückzunehmen.

Fremdbeschämt möchte man die erworbenen Essens-Bons umtauschen und in ein Land der Politikverdrossenen fliehen.

Weiterlesen